Soziale Einrichtungen müssen Angebote neu denken

Wichtige Unterstützungsleistungen trotz Sparmaßnahmen erhalten

Auch die Einrichtungen der Stiftung im Münchner Norden sind von den empfindlichen Sparmaßnahmen betroffen: Die Projektfinanzierung für das Väterberatungszentrum wurde nicht verlängert und auch das Arbeitslosen-Zentrum München muss das Angebot reduzieren.

Wie gelingt es uns, Unterstützungsangebote aufrechtzuerhalten?

München, 14.11.2025. München muss sparen - 50 Millionen – das ist die Summe, die die Landeshauptstadt München im nächsten Jahr weniger ausgeben kann für soziale Teilhabe, Qualifizierungs- und Fördermaßnahmen, Beratung und soziales Miteinander. Für die sozialen Träger und zahlreichen Initiativen in München bedeutet das drastische Kürzungen bis hin zur drohenden Schließung von Einrichtungen. „Schon aus den vorhergehenden Jahren sind wir im Umgang mit finanziell knapperen Mitteln der öffentlichen Hand erfahren. Nach wie vor ist die Gesamtfinanzierung der sozialen Arbeit im Allgemeinen und der Betrieb unserer Einrichtungen schwierig“, informiert Dr. Stefan Fröba, Vorstand der Stiftung zusammen. tun.. Auch die Einrichtungen der Stiftung im Münchner Norden sind von den empfindlichen Sparmaßnahmen betroffen: Die Projektfinanzierung für das erst im letzten Jahr eröffnete Väterberatungszentrum wurde nicht verlängert und auch das Arbeitslosen-Zentrum München Nord steht vor einer großen Angebotsreduzierung bis hin zur drohenden Schließung. Denn: Fallen kommunale Förderungen weg, stehen auch dringend benötigte Ko-Finanzierungen auf der Kippe. „Wir müssen gemeinsam schauen, wie es uns in der Münchner Stadtgesellschaft gelingt, trotz der anstehenden Kürzungen wichtige Unterstützungsangebote für Menschen in München zu erhalten. Wir müssen prüfen, wie wir Infrastrukturkosten senken und auch wie wir ressortübergreifende Synergien nutzen können“, fordert Fröba.

 

Das Arbeitslosen-Zentrum München Nord (ALO) ist eine kleine, seit 40 Jahren etablierte und für die Menschen insbesondere im Münchner Norden sehr wichtige Einrichtung: „Vorrangiges Ziel ist die Integration in den Arbeitsmarkt, die Unterstützung bei der Arbeitsstellensuche, Erstellung von Bewerbungsunterlagen, Abbau von Motivationseinbrüchen, Beratung über Fort- und Weiterbildung und die Klärung arbeitsrechtlicher Probleme sowie von rechtlichen Belangen (SGB II, SGB III, Arbeitsrecht) zur Existenzsicherung, damit eine Arbeitsintegration gelingen kann“, zählt Monika Funk auf. Die Sozialpädagogin leitet den Bereich Arbeitswelt und Jugendhilfe der Stiftung zusammen. tun., zu dem auch das ALO und andere Einrichtungen zur Unterstützung und Qualifizierung von langzeitarbeitslosen Münchner*innen gehören.

44.647 Personen aus ganz München waren im Dezember 2024 arbeitslos gemeldet, in den Münchner Stadteilen Hasenbergl-Feldmoching sowie Milbertshofen- Am Hart sind allein   10 Prozent, 4.433 Menschen, davon betroffen. Sie alle benötigen dringend Unterstützung, ein offenes Ohr und ganz praktische Hilfe. Teilhabe am Arbeitsmarkt, Qualifizierung und Beschäftigungsgelegenheiten für einen Wiedereinstieg ins Berufsleben, Hilfe bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen, Beratung in sozialrechtlichen Fragen – das sind längst nicht alle Einträge in die Liste des Leistungsangebots. Warum es großen Bedarf an Beratungseinrichtungen wie dem ALO neben den Jobcentern gibt, macht Monika Funk deutlich: „Die hohen Fallzahlen in den Jobcentern lassen eine umfängliche Beratung und Unterstützungsleistung, die die Zielgruppe dringend benötigt, einfach nicht zu. Und auch die digitalen Angebote der Jobcenter können von unseren Klient*innen überwiegend nicht genutzt werden: Sie verfügen weder über digitale Endgeräte noch das Knowhow, das eine digitale Antragstellung erfordert. Dazu kommen Sprachbarrieren, die Anträge sind im Behördendeutsch, sehr sachlich und formell verfasst, für Menschen insbesondere mit Sprachdefiziten eine meist unüberwindbare Hürde“. 

Arbeitslosigkeit ist für die Betroffenen eine sehr schwierige und ungewisse Zeit. Im Arbeitslosen-Zentrum München Nord finden Menschen Unterstützung und eine unabhängige, vertrauliche und kostenlose Beratung. Aufgrund der dringenden Sparmaßnahmen der Landeshauptstadt München steht die Einrichtung nach 40 Jahren auf der Kippe – mit erheblichen Auswirkungen für die vulnerable Zielgruppe mit Mehrfachvermittlungshemmnissen und komplexen Problemlagen.

Erhebliche Auswirkungen auf eine vulnerable Gruppe

Das Arbeitslosen-Zentrum München Nord ist seit 40 Jahren eine unverzichtbare Anlaufstelle für die Menschen im Münchner Norden. 550 Menschen haben im Jahr 2024 das umfassende Beratungsangebot des ALO in der Neuherbergstraße genutzt, 767 haben sich telefonisch beraten lassen. „Hinter den Zahlen stehen Schicksale, Menschen mit komplexe Problemlagen, die Unterstützung bei der Integration in den Arbeitsmarkt dringend benötigen“, weiß Monika Funk. „All diese Menschen haben fast immer große sprachliche Defizite und meist keine Rechtskenntnisse. Sie finden sich häufig weder in der Arbeitswelt noch in der behördlichen, amtlichen und digitalen Welt zurecht“. Große Hürden für eine vulnerable Gruppe von Menschen mit Mehrfachvermittlungshemmnissen und komplexen Problemlagen, die zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt so dringend auf Unterstützung angewiesen sind. Dies erfordert Zeit, persönliche Zuwendung, hohe Fachlichkeit und eine erwiesen hohe Wirksamkeit der Angebote – dennoch steht nach mehr als vier Jahrzehnten die Schließung der Einrichtung im Raum. „Durch die Kofinanzierung über die Evangelische Kirche ist der Betrieb des ALO noch bis 30.6.2026 gesichert – wie es danach weitergeht, wissen wir noch nicht. Sollte die Förderung des Referats für Arbeit und Wirtschaft der Landeshauptstadt München ersatzlos wegfallen oder empfindlich gekürzt werden, muss auch das Angebot im ALO drastisch gekürzt werden. Von den bisher zwei Teilzeitstellen für die sozialpädagogische Beratung wäre nur noch eine Stelle durch die Kofinanzierung abgedeckt. Lediglich die zweite Förderung ermöglicht, dass die wertvolle Arbeit im ALO in deutlich kleinerem Umfang fortgesetzt werden könnte “.

„Die aktuellen Einsparnotwendigkeiten stellt uns soziale Träger vor die Herausforderung, mit weniger Ressourcen die notwendigen Angebote für Menschen mit Unterstützungsbedarf bestmöglich aufrecht zu erhalten“, ergänzt Dr. Stefan Fröba, Vorstand der Stiftung zusammen. tun.. „Schon aus den vorhergehenden Jahren sind wir im Umgang mit finanziell knapperen Mitteln der öffentlichen Hand erfahren. Die Spielräume der Zuschussgebenden sind nochmals kleiner geworden und Träger müssen eindrucksvoller belegen, dass ihre Lösungen auf die aktuellen Bedarfe wirken. Obwohl wir auf finanziell sicheren Beinen stehen, müssen wir in den kommenden Monaten deutlich sparen, wir müssen alternative Finanzierungsmittel und -quellen finden, um neben der (weitgehend gesicherten) Grundfinanzierung die innovativen Projekte, für die wir als Stiftung zusammen. tun. stehen und auf aktuelle Bedarfe reagieren, weiterhin entwickeln und aufrecht erhalten zu können.“ Seit einigen Monaten schon ist man mit Kooperationspartner*innen und mit Vertreter*innen aus Politik und Verwaltung intensiver in Gespräche gegangen, um Kooperationsmöglichkeiten aufzeigen und gemeinsam über Perspektiven sprechen. „Natürlich betrifft dies den Vorschlag, unsere Einrichtungen weiter miteinander zu vernetzen und die Kompetenzen unserer Mitarbeitenden zur Verfügung zu stellen. Nur wenn wir unsere Angebote neu denken, können wir mit weniger Ressourcen die notwendigen Angebote für Menschen mit Unterstützungsbedarf bestmöglich aufrechterhalten. Dazu haben wir verschiedene Vorschläge präsentiert, die unsere Angebote beispielsweise an einzelnen Standorten bündeln, mit denen wir einen großen bürokratischen Aufwand verringern oder ganz einfach Mieten einsparen können“, erklärt Fröba. 

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