Diakoniepräsident besuchte Junge Arbeit im Münchner Norden

Echte Wertschätzung und eine verantwortungsvolle Aufgabe

Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland, war im Rahmen seiner Sommerreise vergangene Woche in den Münchner Norden gekommen. Im Mittelpunkt des Vormittags: der
Themenkomplex Armut im reichsten Bundesland und ein Austausch zu aktuellen Themen.

Gespräch zu aktuellen sozial- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen

Zwischen den Schichten - so könnte man die Familien beschreiben, deren Kinder das Angebot der DiNoKids der Stiftung zusammen. tun. nutzen. Seit 10 Jahren sind die DiNoKids, ein Projekt für Nachhilfe und Förderunterricht, aus der Bildungslandschaft der Quartiere Hasenbergl und Milbertshofen nicht mehr wegzudenken. Sie bieten kostengünstige Unterstützung für Familien, die sich gewerbliche Nachhilfeangebote nicht leisten können, für die Übernahme der Kosten durchs Amt aber „zu vermögend“ sind. „Die Nordhaide-Kids sind ein deutliches Beispiel für die sozialen Leistungen, die gerne auf private Initiativen oder soziale Träger abgegeben werden. Dabei ist Bildung ein gesellschaftlicher Auftrag“- darauf verweist Dr. Stefan Fröba, Vorstand der Stiftung zusammen. tun. im Gespräch mit Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland. Der Theologe an der Spitze des evangelischen Sozialverbands war im Rahmen seiner Sommerreise vergangene Woche in den Münchner Norden gekommen. Zum Gespräch zu aktuellen sozial- und gesellschaftspolitischen Herausforderungen waren auch Vertreter*innen der ejsa Bayern (evangelisch Jugendsozialarbeit Bayern e.V. ) und des kda (Kirchlicher Dienst der Arbeitswelt der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern) in die Einrichtung Junge Arbeit der Stiftung gekommen. Im Mittelpunkt des Vormittags: der Themenkomplex Armut im reichsten Bundesland.
 

Zwischen den Schichten - Zu reich für das Amt, zu arm für die Gesellschaft

Es waren die Migrantenfamilien selbst, die mit der Bitte um Unterstützung bei den Hausaufgaben an die Mitarbeitenden der Stiftung zusammen. tun., einer Stiftung der Diakonie Hasenbergl e.V., herangetreten sind. Eine „klassische“ Nachhilfe in einer anerkannten, gewerblichen Institution können sie sich oft nicht leisten: Sie sind zu ‚reich‘, um die für Nachhilfe anfallenden Kosten erstattet zu bekommen, und zu arm, um sie selbst zahlen zu können. Meist gibt es Alleinverdienende in der Familie oder beide Eltern sind berufstätig, so dass sie selbst bei den Hausaufgaben nicht helfen können.

Seit 10 Jahren begleiten Studierende und Pädagog*innen viele Kinder und Jugendliche auf ihrem Bildungsweg und unterstützen sie beim Lernen. „Wir sind stolz darauf, dass wir durch das Engagement unserer Mitarbeitenden und durch die Motivation der Kinder und Jugendlichen einen großen Schritt hin zur Bildungsgerechtigkeit gehen können. Dass die Herkunft aus einem sozial benachteiligten Brennpunktviertel für unsere Kinder kein Hindernis mehr für eine erfolgreiche Schullaufbahn ist. Gerade im Hinblick auf klamme Kassen und notwendige Einsparpotentiale möchten wir hier aber noch einmal den Blick darauf lenken, dass unser Projekt für Schüler*innen im Münchner Norden zu 50% über Spenden und Erträge finanziert werden. Dabei ist Bildung ein gesellschaftlicher Auftrag“, so Dr. Stefan Fröba, Stiftungsvorstand.

Auf links gedreht: Umgekehrte Investition

Auf eine weitere Problemstellung machen die Vorstände des Sozialunternehmens im Münchner Norden den Diakoniepräsidenten ebenfalls aufmerksam: „Ein steigender Anteil von einzubringenden Eigenmitteln versperre die Implementierung notwendiger Einrichtungen im Hilfesystem. „Unsere Arbeit wirkt, das erkennen die verantwortlichen Stellen in Verwaltung und Politik an. Wir sind stolz auf das Vertrauen, das unserer Arbeit bei Bewerbungen um Einrichtungen oder Eröffnung neuer Angebote entgegengebracht und deren Finanzierung sichergestellt wird“, erklärt Gereon Kugler, Vorstand der Stiftung zusammen. tun. „So konnten wir in den vergangenen Monaten und Jahren einige wertvolle Unterstützungsangebote für die Menschen in unserem Sozialraum, für Geflüchtete und andere Hilfesuchende bereitstellen: Wir können hier viele Beispiele nennen, wie das Väterberatungszentrum München, Willkommen im Beruf, PONTIS Ukraine, oder unsere Quartiersprojekte. Dass viele Einrichtungen und Projekte von einem steigenden Eigenmittelanteil ausgehen, stellt uns vor große Probleme“. Fröba ergänzt: „Wir können es uns nicht mehr leisten, Einrichtungen zu eröffnen oder innovative Projekte zu stärken, bei denen Eigenmittel einzubringen sind. Eine Finanzierungszusage über Eigenmittel können wir nicht mehr länger eingehen, wenn wir nicht wissen, wie wir diese abdecken können. Wir brauchen Rückhalt in den Verhandlungen mit den Zuschussgebenden, Kooperationen mit Stiftungen und Lotterien, eine deutliche Senkung der einzubringenden Eigenmittel und eine neue Finanzierungslogik: eine vollständige Übernahme der Betriebskosten. Denn so wie uns ergeht es allen sozialen Trägern“.
 

Pflichtleistungen auf der Kippe? Standards einfach absenken?

Das Leistungsangebot der Sozialunternehmen sichere den gesellschaftlichen Zusammenhalt und ermögliche den Menschen, die aus verschiedenen Gründen abgehängt wären, eine Teilhabe an der Stadtgesellschaft. „Wir sind langfristig gezwungen, die Standards unserer Arbeit abzusenken und nur noch mit Pflichtleistungen die Menschen zu unterstützen. Freiwillige Leistungen im Hilfesystem sind durch massive Haushaltseinsparungen und eine hohe Nachfrage gefährdet. Die unmittelbaren Folgen betreffen zahlreiche soziale Angebote, ihre Träger sowie die Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind“, so Fröba. Der Sozialpädagoge führt weiter aus: „Was wir brauchen, ist eine dauerhafte Absicherung freiwilliger Leistungen, durch Wiederherstellung der Haushaltsmittel mindestens auf das Niveau von 2024 und der Berücksichtigung von Tarifsteigerungen, eine verlässliche und langfristige Finanzierungszusage, die die Weiterentwicklung von Angeboten zulässt. Ein “Neu-Denken” bewährter Ansätze und Zusammenlegen von Ressourcen, um Synergien zu schaffen. Nicht zuletzt eine Betonung der Wirkungsmessung in der sozialen Arbeit, wie wir sie in unseren Einrichtungen bereits unternehmen“
 

Im Austausch mit den jungen Menschen

Rüdiger Schuch, Präsident der Diakonie Deutschland, besuchte am vergangenen Freitag im Rahmen seiner Sommerreise die Stiftung zusammen. tun. Bei Junge Arbeit, einer Einrichtung der berufsbezogenen Jugendhilfe des Trägers, kam der Präsident mit jungen Leuten ins Gespräch, die hier im geschützten Rahmen und mit sozialpädagogischer Begleitung eine handwerkliche Ausbildung absolvieren. 

Besonders eindrücklich war für ihn die Wertschätzung, mit der die Teilnehmenden über ihre Ausbildung sprechen. Gleichzeitig betonte Schuch den gesellschaftlichen Auftrag, der in der Einrichtung der Stiftung zusammen. tun. gern übernommen würde: "Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 16 und 25, die schwierige Startbedingungen haben, finden hier nicht nur Unterstützung, Orientierung und Perspektiven. Sie bilden hier Fachkräfte aus, die so dringend benötigt werden in Deutschland."
 

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